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Kritik am Hypnobirthing Teil 2:

Nachdem ich mich zum meist gehörten Skeptiker-Argument: „Hypnobirthing ist Esoterik“ im ersten Teil zur Kritik am Hypnobirthing ausführlich geäußert habe, folgt nun der zweite Teil mit folgenden Kritikpunkten:

  1. Die Frauen werden in der Klinik von der Realität geschockt.
  2.  Hypnobirthing macht Stimmung gegen Kliniken. 
  3. In Hypnose bin ich willenlos und ausgeliefert.
  4. Hypnobirthingfrauen dürfen nicht pressen. 
  5. Hypnobirthing ist nur Hypnose, Atmen und Visualisieren. Da fehlt der Körper. 
  6. Hypnobirthing bringt dir viele Techniken bei und am Ende weißt du gar nicht, was du machen sollst.

Zu 1. und 2.: Hypnobirthing trifft Realität und macht Stimmung gegen Kliniken:

Hypnobirthing so: Im Buch von Marie Mongan liest man von einer sanften, schmerzarmen bis schmerzfreien Geburt, selbstbestimmten Entscheidungen und Frauen, die nicht pressen, sondern das Baby hinausatmen.

Realität so? Auf der anderen Seite gibt es Aktionen wie den roses revolution day: Ein Tag Ende November, an dem Frauen, denen Gewalt unter der Geburt angetan wurde, eine Rose vor die Kreißsaaltür legen können, um ein Zeichen zu setzten gegen Gewalt in der Geburtshilfe. Und es gibt Hebammen, die in ihrem ganzen Berufsleben noch keine Gebärende ohne Schmerzen gesehen haben sollen.

Wer hat denn nun recht?

Die Antwort lautet: keiner und jeder. Denn all diese Varianten von Gewalt unter der Geburt, die jede Frau schockieren kann (unabhängig von der Vorbereitung) bis achtsam begleitete Geburt im Krankenhaus sowie von schmerzhaften bis schmerzfreien Geburten ist ALLES möglich.

Als Schmerzpsychologin sei mir folgender Hinweis gestattet: Eine Hebamme, die den Frauen im Geburtsvorbereitungskurs vorhersagt, dass sie heftige Schmerzen erleiden wird unter der Geburt, macht sich wahrscheinlich in just diesem Moment zum Mitverursacher dieser späteren Erfahrung. Man nennt das den Rosenthaleffekt.

Hypnobirthingmütter können also tatsächlich von einer sehr unsanften Realität eingeholt werden, wenn sie denn an Personal geraten, dass Ihnen respektlos, entmündigend oder einfach völlig erschöpft und vielleicht gereizt (Stichwort Hebammenmangel) gegenübertritt. Daher wird im Kurs durchaus aufgeklärt über übliche Routinen im Krankenhausalltag– um dieser möglichen Kollision zwischen Wunsch und Wirklichkeit vorzubeugen. Und diese Routine wird begründetermaßen kritisch dargestellt. Das ist der Kritikpunkt „Stimmung machen gegen Kliniken“. Ja, es wird für mögliche Faktoren, die die Geburt ungünstig beeinflussen können, sensibilisiert. Das stimmt. Und ja, den Teilnehmern wird der Rücken gestärkt, um den leider tatsächlich noch viel zu häufig erlebten Grenzüberschreitungen begegnen zu können. Allerdings ist das für all diejenigen Fachpersonen im Krankenhaus kein Problem, die in ihrer Grundhaltung das tun, was sowieso ihre Pflicht ist: informed consent nennt sich das: Die Eltern werden über Interventionen aufgeklärt, Alternativen benannt und in Entscheidungen einbezogen. Nicht mehr und nicht weniger ist das, was Hypnobirthing sich wünscht. Denn das ist Selbstbestimmung– das Recht eines Menschen, eines Patienten und einer der wichtigsten Faktoren für die Geburtszufriedenheit einer Frau.

zu 4.„NICHT PRESSEN!?!“ – gern wird behauptet, Hypnobirthingmütter dürfen nicht pressen. Ich mach es kurz: Hypnobirthing unterstützt natürliche Geburtsvorgänge. Wenn die Frau also einen NATÜRLICHEN Pressdrang verspürt, dann soll sie auch an dieser Stelle ihrem Körper vertrauen und mit dem Gefühl gehen. Gemeint ist vielmehr das althergebrachte „Luft anhalten, Kopf auf die Brust und Pressen, Pressen, Pressen!“ – das soll tatsächlich unterlassen werden. Und zwar aus gutem Grund.

3. Willenlose Hypnoseopfer? Hypnose ist ein Zustand tiefer Entspannung und klarer Fokussierung. Dabei ist man immer noch Herr/ Frau der Lage und kann denken, sich schützen und Entscheidungen treffen. Diese Sorge ist vollkommen unbegründet.

zu 5. Keine körperliche Vorbereitung? Das ist ganz klar Quatsch. Beckenboden, Muskelkräftigung für günstige Geburtspositionen, Dammmassage seinen nur mal beispielhaft genannt als körperliche Geburtsvorbereitungspunkte, die fester Bestandteil im Kurs sind.


6. Zu viele Techniken? Ja es sind wirklich viele Techniken und ich persönlich finde auch, es könnte etwas weniger sein. Aber dann zeigt sich hier und da, dass genau die Übung, die ich aussortiert hätte, für eine Frau eine wichtige Übung war. Ich denke, es ist vielmehr Aufgabe der Kursleiterin, die Teilnehmerinnen hier gut zu begleiten, um am Ende des Kurses ein stimmiges eigenes und alltagstaugliches Programm zusammenzustellen. Ich habe dafür ein Arbeitsblatt entworfen, wo meine Teilnehmer ihr eigenes „take home“ – Programm in Form ihrer Schatzkiste festhalten können. Mein Motto immer wieder: Lieber weniger und das dafür oft geübt und fest verankert als viele Übungen so hin und wieder mal gemacht. Es ist wirklich nicht wichtig, viel Verschiedenes zu machen. Aber einiges weniges viel zu machen, ist Gold wert. Der Vorteil der vielen Techniken ist einfach, dass am Ende jede etwas findet, was bei ihr funktionieren kann.

Habt ihr noch andere Punkte, zu denen ich etwas schreiben soll? Immer her damit!

Was ist bei mir anders als im Original?

Ich persönlich habe das original Hypnobirthing ja erweitert und manche Formulierungen abgewandelt. Ich mag es nicht so direktiv- ich sehe meine Aufgabe vielmehr in der Vermittlung von Wissen. Die Entscheidungen treffen dann die Mütter. Hier ist der Sprachstil im Original einfach für meinen Geschmack manchmal zu forsch.

Zudem gibt es bei mir die Möglichkeit einer individuellen Audio-Datei. Die Mamas können so auf ihre beste Weise in die Entspannung kommen und ihre persönlichen Affirmationen tief verankern. Der Vorteil ist hierbei zudem, dass möglichen Störungen (z.B. im Kreißsaal Geräusche, Gespräche oder auf der Autofahrt zum Geburtsort) durch gezielte hypnotische Suggestionen vorgebeugt werden kann. Auch dies ist ein Unterschied zum Originalkonzept.

Ich arbeite auch sehr gerne mit Hebammen zusammen. Ich sehe, dass vieles, was in den Kliniken schief geht, eher ein Problem im System ist. Aber klar- es gibt auch diejenigen, die von ihrer Einstellung den Mamas und der Geburt gegenüber nicht so ideal sind für einen entspannten Geburtsverlauf. Das liegt oft daran, dass die Zusammenhänge und der eigene Einfluss gar nicht bewusst sind. Dafür biete ich auch Workshops an- Geburt aus einem bio-psycho-sozialen Blickwinkel zu betrachten ist enorm wichtig und kann auch für das Fachpersonal ein sehr großer Zugewinn sein. Denn schöne Geburten mitzuerleben lieben sie ja 🙂

In meinem Kurs lernen die Eltern auch noch gezielt mehr über Schmerzbewältigungsmethoden fern von Medikamenten. Und sie erfahren etwas über die neurobiologischen Mechanismen dahinter.

Die Einheit zur vorgeburtlichen Bindung habe ich etwas ergänzt, was zu einem intensiven Genusserleben der Paare führt. Vor allem die Männer genießen diese Zeit ganz intensiv.

Apropos Männer. Für die Geburtsgefährten wurde das MAMMUT-Konzept kreiert. Mit konkreten Tipps und Anleitungen gehen sie noch gestärkter in die Geburt.

Hypnobirthing ist aus meiner Sicht ein geniales Konzept. Es bedarf einfach ein bisschen Update und kann durch psychologisches Hintergrundwissen und ein paar Techniken aus der Psychotherapie noch verbessert werden. Ich nenne das, was dabei herauskam HypnobirthingPLUS – ein mental-anästhesiologisches Geburtsvorbereitungsprogramm. Dabei ist das Ziel, eine entspannte, selbstbestimmte, intuitive und artgerechte Geburt zu erleben- in Zufriedenheit und Selbstvertrauen. Es kann schmerzfrei sein, muss aber nicht.

Falls das für dich interessant klingt, kannst du auch zu meinen Angeboten schauen.

Ansonsten viel Genuss und Freude mit deiner Schwangerschaft, eine wundervolle Geburt und entspannte Elternzeit wünscht dir Steffi Reimer von birth in balance!

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Kritik am Hypnobirthing: 1. Ist Hypnobirthing Esoterik?

Immer noch treffe ich viele Mamas, die zwar irgendwie schon von Hypnobirthing gehört haben, aber gar nicht wissen, was es ist und oftmals auch bestimmte Ideen dazu aufploppen, die der Name hervorruft oder weil man schon einmal etwas davon gehört hat. Ich möchte mich im Blog gerne zu den Kritikpunkten und Vorbehalten äußern, die mir bisher zum Hypnobirthing zu Ohren gekommen sind. Es sei noch kurz angemerkt, dass mir bei meiner Recherche folgende Aha-Momente begegneten:

1. Kritik wird nicht selten von Coaches geäußert, die selbst eine eigene Methode zur Geburtsvorbereitung vermarkten (ein Schelm, wer böses denkt)- das wäre nicht schlimm, wenn sie denn wenigstens gründlich recherchiert hätten,, denn einige Argumente sind meistens schnell als nicht mehr als heiße Luft zu enttarnen. Einige sind jedoch auch nachvollziehbar.
2. Die Methode Hypnobirthing kommt aus dem Amerikanischen (MARIE MONGAN) und wurde von der HBGE (Hypnobirthing Gesellschaft Europa) ins deutsche übersetzt. Da der Begriff nicht geschützt ist, kann dir quasi jeder als Coach (auch kein geschützter Begriff) „Hypnobirthing“ anbieten- wer weiß, was da die Inhalte sind… Bitte lasst hier also Vorsicht walten, was ihr euch von wem beibringen lasst. Dies bringt es natürlich auch mit sich, dass Kritikpunkte sich möglicherweise auf einzelne Inhalte einzelner Kursleiter beziehen und nicht als allgemeingültige Kritik aufgenommen werden können. 3. Hypnobirthing ist als ein Prozess in Kursform gedacht, wer nur das Buch liest, kann in der logischen Konsequenz die Methode als solche eigentlich nicht beurteilen. Denn das Buch enthält nicht alle wichtigen Techniken und ob das Gelesene richtig verstanden wird, bleibt auch sehr individuell.

Hier also die Kritikpunkte, die mir bisher über den Weg gelaufen sind:

  1. Hypnobirthing ist esoterisch.
  2. Die Frauen werden in der Klinik von der Realität geschockt.
  3.  Hypnobirthing macht Stimmung gegen Kliniken. 
  4. In Hypnose bin ich willenlos und ausgeliefert.
  5. Hypnobirthingfrauen dürfen nicht pressen. 
  6. Hypnobirthing ist nur Hypnose, Atmen und Visualisieren. Da fehlt der Körper. 
  7. Hypnobirthing bringt dir viele Techniken bei und am Ende weißt du gar nicht, was du machen sollst.

Heute zum ersten Kritikpunkt: Hypnobirthing ist esoterisch. Gemeint ist damit (ich hab mal nachgefragt) dass es sich um unwissenschaftliche, unwirksame Techniken handelt und somit nur für wenige Frauen hilfreich ist. 

Schauen wir uns also exemplarisch einmal  3 der vielen Methoden an: 

Hypnose, Visualisierung, Ruheatmung.

Ich glaube über die anderen Methoden, wie zum Beispiel das Beckenbodentraining, Geburtshaltungen und Wehenatmung müssen wir nicht diskutieren, oder? 

  1. Die Hypnose ruft leider immer noch bei vielen die Vorstellung von Menschen hervor, die als gackernde Hühner über eine Bühne flattern und, nachdem sie magisch vom Bühnenhypnotiseur aus diesem ausgelieferten Zustand befreit wurden, sich an nichts mehr erinnern können. Klar, wer hat schon Lust so sein Kind zu gebären? Daher muss erst einmal verstanden werden, was medizinische, seriöse Hypnose wirklich ist. Es ist ein Zustand, den jeder kennt! Nichts Unbekanntes. Es ist ein Zustand tiefer Entspannung und höchster Konzentration, in der eine Sache ganz gezielt fokussiert werden kann. Und jetzt kommt die beste Nachricht: jede Hypnose ist Selbsthypnose. Denn der Hypnotiseur erzählt dir zwar, dass du z.B. schwere Augenlider hast, aber ob du diese Empfindung zulässt, entscheidest du. Und wer nicht Huhn sein will, der ist auch keins. Zu jedem Zeitpunkt der Hypnose hast du die volle Kontrolle. Hypnose, also entspannte Fokussierung, wirkt mit den entsprechenden Suggestionen wie eine Anästhesie im Gehirn. Dies ist in Studien vielfach wissenschaftlich bestätigt. Auch für die Geburtsschmerzen. In einer kanadischen Metaanalyse (das sind sehr aussagekräftige Analysen, da die Ergebnisse verschiedener Studien zusammengefasst und Fehler einzelner Studien somit relativiert werden) wurde festgestellt, dass der Geburtsschmerz mit Methoden wie Hypnose, Atementspannung, Ablenkung u.ä. sehr wirksam sind. 
  2. Visualisierung ist auch als Imagination in der Psycho-Therapie, im Leistungssport u.ä. bekannt. Nehmen wir als Beispiel einen Menschen mit schweren Verbrennungen. Das das höllische Schmerzen sind ist jedem klar. Setzt man so einem Patienten eine Brille auf, die seinem Gehirn suggerieren, dass die Umgebung kalt ist (eine Schneelandschaft), dann kann man Folgendes feststellen: 1) der Betroffene empfindet Schmerzlinderung und 2) das kann man sogar im Gehirn sichtbar machen! Vergleicht man Aufnahmen der Gehirnaktivität mit und ohne Schneelandschaft, dann sieht man deutlich, dass die Schmerzregionen mit der Schneeillusion weniger aktiv sind als ohne die Brille. Spürbar, messbar, sichtbar. Ein Bild, eine Vorstellung, ein Gedanke- all das sind im Gehirn elektrische Impulse, die unser Erleben beeinflussen. Es ist unbestritten, dass Visualisieren in unserem Körper Effekte erzielt. Auch im Alltag ist das nachvollziehbar- denk an eine Situation, in der dich jemand so richtig schlecht behandelt hat, unfair zum Beispiel. Erinnere dich daran, was genau geschah. Wenn du es förmlich vor dir siehst, was spürst du? Wo spürst du es? Vielleicht Wut, die spüren manche besonders im Bauch und in den Fäusten. Körperlich also. Nur von einer Erinnerung- einem Bild oder einem Gedanken. Das Gleiche gilt auch für die Geburt. Wenn ich mir vorstelle, wie das Köpfchen meine Vagina sprengt, … oder besser wie sich der Geburtsweg sanft wie eine Blüte öffnet, was glaubst du, fühlt sich besser an? Übrigens kann jeder normalgesunde Mensch Visualisieren. Wenn ich dich bitte, mir dein Wohnzimmer zu beschreiben, dann hast du ein Bild davon im Kopf. 
  3. Atementspannung, wie auch progressive Muskelentspannung wirken auf unser vegetatives Nervensystem- der Parasympathikus wird aktiviert. Konkret heißt das, dass die Körperprozesse auf Erholung, Entspannung und Regeneration umgestellt werden. Der Herzschlag und der Blutdruck werden herunterreguliert. Der Blutfluss, die Blutgefäße, die Sauerstoffversorgung der Gebärmutter, die Muskelspannung und einige andere Körperprozesse werden beeinflusst. Das hat unter der Geburt einen Einfluss auf die Geburtsdauer, das Schmerzempfinden und die Sauerstoffversorgung sowie das Wohlbefinden des Babies. 

Zusammengefasst können wir also festhalten, dass Hypnose, Visualisierung und Atemtechniken Auswirkungen haben auf Körperprozesse haben, wissenschaftlich geprüft und im Geburtsprozess hilfreich sind. 

Für Esoterik bleibt aus meiner Sicht kein Raum. 

Herzlichst, Steffi